Sonntag, 30. Mai 2010

Wenn einer eine Reise tat...ein Fazit

Hmm, gar nicht so einfach, diese 7 Monate zu resuemieren...so viele tolle Erlebnisse, so gewaltige Landschaften und sagenhafte Staedte, eine Menge grosser Momente...und die Zeit ist so schnell vergangen!

Vor Beginn der Reise hatte ich zugegebenermassen ja schon etwas Bammel... ganz allein ins raue Suedamerika. Im Nachhinein weiss ich, dass das doch alles mit gesundem Menschenverstand, etwas Belastungsfaehigkeit und ohne groesseres Pech klappt.

Ich habe meiner Meinung nach ausschliesslich von der Reise profitiert, in vielerlei Hinsicht: Mein Englisch habe ich nahezu perfektioniert, denke ich, auf Spanisch kann ich einfache Konversationen fuehren.
Das Alleinreisen ist eine super Sache, allerdings auch eine ziemlich egoistische Angelegenheit (kommt also meiner Natur entgegen ;) ), weil man immer genau das tun kann, worauf man gerade Lust hat. Wenn ich nette Leute gefunden hatte, fand ich es aber auch nicht schwer, eine Einschraenkung dieser Freiheit in Kauf zu nehmen und mich mit ihren Vorstellungen zu arrangieren.
Die einzige wirkliche Abhaengigkeit entstand durch das Gefuehl der Unsicherheit, das ich schon manchmal empfand: es ist einfach sicherer, mit jemandem zusammen zu reisen und es macht auch einiges einfacher, z.B. mal eben auf den Rucksack aufpassen lassen.
Ich habe gelernt, (woran ich vorher nicht wirklich geglaubt hatte,) dass es sehr leicht ist (zumindest beim Reisen), Leute kennenzulernen, wenn man will und dass man in der Regel immer wieder sehr nette Menschen trifft.
Einsam gefühlt hab ich mich eher selten. Oft habe ich das Alleinsein genossen. Insgesamt war ich ja auch nur wenige Tage wirklich allein...also im Prinzip vielleicht seltener als daheim.
Ueberdies habe ich auch noch festgestellt, dass es gar nicht so wenig ausserordentlich anstaendige Maenner auf dieser Welt zu geben scheint, wie ich immer dachte. ;)

Bolivien war glaube ich mein absolutes Lieblingsland. Es war der Inbegriff meiner Vorstellungen von Suedamerika und hatte die beeindruckendste und vielfaeltigste Landschaft auf -verglichen mit den anderen suedamerikanischen Laendern- kleinstem Raum. Argentinien war in weiten Teilen viel europaeischer, aber definitiv landschaftlich auch wahnsinnig beeindruckend. Insgesamt hat es eine australische Reisebekanntschaft sehr gut auf den Punkt gebracht als sie sagte, Zentralamerika sei der "appetizer" und Suedamerika der "main course".

Dass das alles so cool gelaufen ist, gibt mir eine Menge Selbstvertrauen. Ich bin irgendwie zufriedener mit mir selbst und damit auch gelassener geworden. Hoffentlich bleibt das so.

Meine naechsten Ziele sind Melbourne, Israel, Indien und natuerlich Brasilien. Dass ich das jetzt ausgelassen habe, bedaure ich schon, aber es ist ja nicht aller Tage Abend.
Backpacken ist jedenfalls kein Urlaub -das moechte ich hier nochmal erwaehnen!- aber ich befinde es momentan als die einzig wahre Form des Reisens. Auf der naechsten Reise werde ich allerdings leichteres Gepaeck mitnehmen und nichts, was mir wichtig ist; ich war immer so besorgt um mein Zeug.

Zusammen mit dem Jahr davor in Berlin bildet das letzte halbe Jahr die bisher beste Phase meines Lebens.
Auch, wenn ich die Zeit sehr genossen habe, habe ich mich aber immer auch auf's Heimkehren gefreut. Und zu recht, wie ich jetzt weiß! :)

Vielen Dank an Mama, Papa und meine liebe Oma, die mir die Erfuellung dieses Traums finanziell ermoeglicht haben. Jetzt bin ich total pleite und brauche dringend einen Job!
Vielen Dank an euch alle, die ihr den Blog verfolgt habt, fuer euer Interesse! Es war mir eine grosse Freude, euch zu berichten!

Adios!!

Samstag, 29. Mai 2010

New York City

28.05.2010, 00:25 Uhr: Zwischen andere Schlafende lege ich mich am JFK-Flughafen auf den Boden. Dabei komme ich mir schon ein bisschen wie ein Penner vor, finde es aber irgendwie ziemlich witzig.

05:00 Uhr: Nach knappen 4 Std. unruhigen Schlafs muss ich dringend aufs Klo und daher mein Nachtlager verlassen.

07:30 Uhr: Als ich an der 4th West Street aus der Subway aussteige, holt mich ein Mann ein: er sei Fotograf, ob ich modeln wolle. Heute nicht, heute habe ich etwas anderes vor. Er gibt mir seine Karte und ich soll ihn unbedingt anrufen, wenn ich das nächste Mal in N.Y. bin.
Die Straßen sind noch ziemlich still und es ist kühl. Die ganze Zeit bin ich irgendwie high. Die Leute führen ihre Hunde spazieren oder joggen und halten ihre Coffees-to-go in den Händen. Ich mache meinen Weg durch Greenwich Village richtung Lower East Side und genieße die Morgensonne und den Anblick der Backsteingebäude mit den Feuertreppen. Zauberhaft.
In den Parks laufen mir die Eichhörnchen fast über die Füße. Auf den Spielplätzen machen die Asiaten synchron wundersame Bewegungen. (Ich glaube es ist Tai Chi.)

08:30 Uhr: Ich erreiche die Brooklyn Bridge. Langsam füllen sich die Straßen. Es riecht nach Frischgebackenem. Das Empire State Building blitzt durch die Häuserschluchten.

09:30 Uhr: Den ganzen Broadway bzw. Lafayette laufe ich zurück richtung Central Park. Endlich wieder stylishe Menschen! Wie lang hab ich das nicht gesehen! Der Times Square überfordert mich diesmal ein bisschen.

11:00 Uhr: Ich denke ernsthaft drüber nach, mir ein "NY I love you"-T-Shirt zu kaufen, komme aber rechtzeitig zur Besinnung und kaufe mir ein paar Schuhe.

13:00 Uhr: Nachdem ich fast ganz Manhatten zu Fuß durchquert habe und ab und zu ein paar erheiternde Wortwechsel mit ein paar freundlichen Einwohnern hatte (z.B. mit der Verkehrspolizistin, die mich fragt, ob ich die Konversation über eine neue Beautykur mit Sperma eben mitbekommen hätte), tun mir die Knöchel enorm weh und ich mache mich langsam auf den Weg zurück zum Flughafen, nicht ohne vorher entschieden zu haben, vielleicht mal für eine Weile hier zu leben.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Cancun

Cancun hatte ich mir ganz fuerchterlich vorgestellt. Es ist hier aber erstaunlich ruhig- ich will nicht sagen: fast angenehm.

Amit und ich hatten unser eigenes Zimmer mit AC und TV (wat'n Luxus!). Er hat mich zum Essen eingeladen und hach, das war alles ganz ganz schoen. Haben noch einen halben Tag in der Mall und bei Walmart verbracht und dann musste er leider auch schon nach L.A. fliegen.

Hab noch einen Tag am Hostel mit Spanisch lernen verbracht, innerhalb eines halben Tages habe ich "Das Organgenmaedchen" ausgelesen. Ich konnte mich nicht motivieren, zum Strand zu gehen oder mir noch mehr Ruinen anzugucken. Wenn mir langweilig war, bin ich in den Supermarkt gegangen! Das war toll!

Jetzt mache ich mich fertig zum Abflug. Ankunft am 29.05. um 10:45 Uhr in TXL.
Ich weiss immer noch nicht, wo ich die Nacht in NY verbringen werde...wenn das mit den Freunden von Freunden nicht klappt, vllt. am Flughafen. Habe jetzt nur Angst, dass noch so richtige Scheisse passiert, bevor ich ankomme...aber ich freu mich!!

Dienstag, 25. Mai 2010

San Christobal de las Casas

17 Std. bin ich mit dem Nachtbus nach San Christobal gefahren. In diesem Erste-Klasse-Bus war leider das Klo kaputt und hat morgens uebel gestunken. Mit einem netten Israeli bin ich in ein supergutes Hostel gekommen. Da war wenig los, aber das kam mir ganz gelegen nach dem Trubel in Playa.

San Christobal erinnert an Antigua in Guatemala, gefaellt mir aber noch besser. Obwohl die Stadt touristisch ist, ist alles sehr geschmackvoll hergerichtet und trotzdem traditionell geblieben. Auch landschaftlich ist San Christobal (irgendwo auf zwischen 2000 und 3000 m Hoehe) wundervoll gelegen, das Klima war sehr angenehm, nachts war es sogar kalt (!!) , die Leute kamen mir sehr freundlich vor und die Touris angenehm alternativ.

Ich machte einen spontanen Tagesausflug zum Cañon del Sumidero. Eigentlich wollte ich die Tour mit 2 Jungs aus dem Hostel machen, wurde dann aber in einen anderen Bus vefrachtet. War auch egal! Von den ganzen Touris in meiner Gruppe war ich ziemlich genervt. Irgendwer bruellte mir die ganze Zeit ins Ohr, was es mir etwas schwerer machte, den bis zu 1000 m tiefen Canyon mit seinen senkrechten Waenden, durch den wir 2 Std. lang auf einem Boot schipperten, zu geniessen. Die Pelikane und Krokodile im Fluss konnten mich leider nicht mehr beeindrucken. Die Silberreiher und Scharen von fliegenden Kormoranen fand ich immerhin noch sehr nett.

Nach einem Stadtspaziergang am Folgetag und dem Kauf von allerlei schoenem Krempel auf dem Markt (das Shoppen machte dort auch endlich mal wieder Spass, weil alles so guenstig war) stieg ich auch schon wieder in den Bus zurueck an die Karibikkueste. Die Fahrt war etwas nervenaufreibend: das Kind neben mir war echt suess...bis es anfing zu kotzen! Das Kind vor mir hat die ganze Zeit geheult. Und mit dem Israeli (ja, hier gibt es viele!) hinter mir hatte ich einen Disput darueber, wie weit ich meinen Sitz zuruecklehnen darf.

Da ich es mittlerweile echt geschafft habe, so ziemlich all meine wichtigen Dinge zu verlieren -nach Kameraaufladekabel und Kreditkarte nun auch meinen USB-Stick, auf dem die Fotos nochmal gesichert sind-, stattete ich dem Hostel in Playa del Carmen nochmal einen ganz kurzen Besuch ab in der Hoffnung, ihn dort wiederzufinden -leider ohne Erfolg. Dann ging es direkt weiter ins eine Std. entfernte Cancun, wo ich mich mit Amit, dem einen sehr tollen Israeli aus Playa, wiedertraf.

Trotz der horrenden Summe, die ich fuer die Fahrten hinblaettern musste (zusammen 90 Euro), bin ich froh, dass ich mich fuer den Trip nach San Christobal entschieden hab. Ich brauchte noch ein letztes Mal (heul!) dieses Reisegefuehl und: diese Berge!

Samstag, 22. Mai 2010

Playa del Carmen

In Playa del Carmen kannst du von deinem mit Bettwanzen kontaminierten Hostel in den auf 15 Grad runtergekuehlten Supermarkt gehen und deine Lieblings-Kellog's zum Fruehstueck auswaehlen. Dann kannst du dich an den weissen Strand vor die schicken Resorts zwischen die Amis legen, wenn es ausnahmsweise nicht regnet. Spaeter kannst du in der Shoppingmeile shoppen wie zu Hause und dann bei Kellnern, die "a beer?" verstehen, wenn du "¿puedo pedir?" fragst, ein Clubsandwich bestellen. Anschliessend kannst du dir auch noch im Kino einen Film auf Englisch anschauen. Wenn dich das irgendwie nicht ausfuellen sollte, kannst du abends in einem Tanztempel, wo deine Freunde nicht reinkommen, wenn sie kein Kragenhemd tragen, eine tuechtige Portion deiner Gehirnzellen eliminieren bis deine Freunde rauskomplimentiert werden, weil zu viele Maenner und zu wenig Frauen im Club sind. Wenn aber auch das dir aus unerfindlichen Gruenden nach ein paar Tagen irgendwie sinnfrei vorkommen sollte und du dich irgendwie verloren fuehlst, tja, dann wird dir wohl nichts anderes uebrig bleiben als diesen grossartigen Ort zu verlassen und dich nach Suedwesten in einen Ort namens San Christobal aufzumachen...

Ich uebertreibe; ich hatte eigentlich ziemlich viel Spass. Ich habe die Schweden wiedergetroffen, war bei ihnen und ihren 2 kanadischen Freundinnen im Appartement, habe mir sehr nette israelische Gesellschaft aus'm Hostel angelacht und ein paar Worte Hebraeisch gelernt.

Mein Bauch geht leider grad mal wieder ziemlich ab (-natuerlich nichts im Vergleich zu Bolivien!)...Sushi in Mexico war vielleicht doch nicht die beste Idee.

Sonntag, 16. Mai 2010

Isla Mujeres

Die Isla Mujeres ist nicht ganz so touristisch und ueberentwickelt wie Cancun. Es gibt trotzdem zahllose Hotels und ich vermisse die Strassenstaende, an denen fuer 1 Euro interessantes Essen verkauft wird, die grossen, alten Kolonialstaedte, in deren dreckigen Gassen man sich verlieren kann und die Berge; ein paar hartgesottene Traveller wuerd ich den Standardurlaubern hier mit Sicherheit vorziehen...Klarer Vorteil ist allerdings der Strand, der quasi direkt am Hostel und aehnlich bombig wie der in Tulum ist.

Im Hostel war unsere erste Unternehmung direkt nach dem Einchecken erstmal schoen das Dorm zu wechseln, da wir mit unserem inzwischen sensibilisierten Auge Bettwanzen gesichtet hatten.
Die Aktivitaeten bestanden aussschliesslich aus am Strand liegen, essen, vielleicht ein bisschen an der Bar sein und schlafen.
Eine kleine Abwechslung bot Maltes und mein kurzer Ausflug zur Schildkroetenaufzuchtstation. Da gab es viele niedliche Schildkroeten in allen Groessen (bis hin zu einem 300 kg-Koloss). Die Informationen waren allerdings mehr als duerftig.

Ich ueberlege mir derzeit, wie ich meine zwei verbleibenden Wochen sinnvoll nutzen koennte. Arbeiten kann ich hier leider nicht. Ich koennte mir definitiv einen besseren Ort zum Verweilen vorstellen. Leider erwarte ich von allen Orten in der Umgebung keine grossartige Besserung der Umstaende, aber wenigstens eine Abwechslung. Ich hoffe, dass ich hier nicht vor Langeweile vergehen werde...und so richtiger Strandurlaub?! Gaehn!! Der Blog wird voraussichtlich nicht mehr viel spannender werden...

Malte ist jetzt weg! Das ist noch viel schlimmer als ich dachte. Einen Tag lang war ich unfaehig, Gesellschaft zu ertragen und so liess ich unsere Bekanntschaften schon mal ohne mich die Partyhochburg Playa del Carmen auschecken.

Freu mich auf meinen 24-Std.-Aufenthalt in NYC auf dem Weg nach Hause und auf zu Hause natuerlich auch! Bis bald!

Dienstag, 11. Mai 2010

Tulum und Merida, Mexico

Nach einer wieder einmal langen Reise (13 Std.) erreichten Malte und ich nachts um 2 Uhr Tulum in Mexico.
Den nächsten Tag verbrachten wir am breiten, langen Strand mit feinstem, blendend weißem Sand am heftig türkisblauen, pisswarmen Meer.
In der brütenden Hitze besichtigten wir einen Tag später die von Touristen überlaufenen Maya-Ruinen von Tulum. Die Halbinsel Yucatán, auf der wir uns befinden, ist generell total amerikanisiert und touristisch. Die Ruinen an sich waren nett; unschlagbar ist jedoch ihre Lage an den Klippen direkt über diesem faszinierenden Meer. Danach erholten wir uns wieder am Strand. Malte lernt die ganze Zeit bewundernswert fleißig Portugiesisch, ich lese seit Mitte März den englischen Klassiker "Jane Eyre", der mich mittlerweile doch in seinen Bann zieht.

Von der Kreditkarte wurde nichts abgebucht- welch ein Glück! Trotzdem steh ich jetzt leider ohne Geldquelle da. Mein Heimflug ist fuer den 27.05. gebucht.

Von Tulum aus fuhren wir zusammen mit 5 Schweden, einer Kanadierin und einem Franzosen nach Mérida. Dort quartierten wir uns in ein ganz neues Hostel mit einem Besitzer ein, für dessen Eigenart das Adjektiv "hilfsbereit" nicht ausdrucksstark genug ist. Er war ständig um unser Wohl bemüht, sodass es bald ins Lächerliche ausartete.
Von dort machten wir mit dem ganzen Trupp einen Ausflug zu "cenotes". Das sind halb mit Wasser gefüllte Höhlen. Nach der Fahrt im Minibus stiegen wir auf unendlich klapprige Wagen, die ratternd und quietschend von ebenso klapprigen Gäulen auf Schienen gezogen wurden. Anfangs ziemlich schockiert von dieser Transportmethode war ich sehr froh, als wir nach einer halben Stunde oder so das erste der drei "Wasserlöcher" erreichten. In einer Tropfsteinhöhle badeten wir im glasklaren, dunkelblauen Wasser. Die zweite Station war noch besser. Da mussten wir auf einer glitschigen Leiter in ein stockfinsteres Loch klettern. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so gut an, aber unten öffnete sich eine ebenfalls halb mit Wasser gefüllte Höhle, in die durch ein Loch in der Decke Licht fiel. Durch dieses Loch hingen außerdem außerordentlich lange Baumwurzeln, an denen die Jungs ihre Faxen machten. Die dritte Höhle war ähnlich cool. Ausgehungert gingen wir abends alle zusammen gut Mexikanisch essen.

Da wir von der schönen, typisch mexikanischen Stadt soweit so gut wie nichts gesehen hatte, nötigte ich den schwer verkaterten Malte gestern mittag zu einer kurzen Stadterkundung, während sich unsere Gruppe schon auf den Weg zur "Isla Mujeres" machte. Auf der Insel trafen wir sie abends wieder, wo sie nach uns ankam, weil sie den billigeren Bus genommen hatte und nicht den vollklimatisierten Erste-Klasse-Express.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Belize

Fast haetten wir es ausgelassen, das grossartigeBelize mit seinem Jamaika-Feeling. Der Unterschied zu Guatemala faellt direkt nach der Grenze auf: die Rasen sind gemaeht, alles ist teurer, es gibt richtige, frischgestrichene Haeuser und trotzdem lebt rund ein Drittel der Bevoelkerung unter der Armutsgrenze. Es besteht ein verrueckter Kulturmix: Gesprochen werden Englisch (mit einem super Dialekt: "U wanna smok some good ganja, ma frieeend?"), Spanisch, Creolisch und Garifuna und die Menschen sehen sehr verschieden aus. Neben vielen Schwarzen gibt es einige Nachfahren der Maya und -ich nenne sie jetzt mal politisch sehr inkorrekt- "Mischlinge".

Im sehr runtergekommenen, aber coolen Belize City wurden wir von Rastafari begruesst: wir sollten es eeeasy nehmen. :) Diese Typen brachten mich steandig zum Grinsen... Mit einem Boot ging es rueber nach Caye Caulker, eine Mini-Insel, die der Hurricane Hattie zweigeteilt hat. Das Meer ist das tuerkisenste der Welt behaupte ich, unser Hostel war direkt am Meer. Wegen des sehr windigen Wetters musste unser Schnorcheltrip auf den naechsten Tag verschoben werden.

Ein Abend, den ich nie vergessen werde: wir liefen zum "Split", wo die Insel seit dem Hurricane durch eine Wasserstrasse durchtrennt ist, zu einer offenen Bar, an der sich Einheimische und Traveller versammelten: ein Segelboot vor Anker, Reggae aus den Boxen, Malte und ich mit je einem Margarita in der Hand auf der abgebrochenen Bruecke und wir schauten gutgelaunt der untergehenden Sonne zu. Was fuer ein Szenario!

Tags darauf segelten wir mit einer 17-Mann-Gruppe zum Belize Barrier Reef, dem zweitgroessten Riff der Welt. Mit Schnorchelausruestung sprangen wir in das glasklare, ueberhaupt nicht kalte Wasser. Dort sahen wir 2 grosse Schildkroeten, einen rieesenhaften Barracuda und andere grosse und kleine crazy Fische. Dann segelten wir etwas weiter.
Der Anblick, der sich uns beim zweiten Stop bot, war atemberaubend: ein ganzer Haufen Ammenhaie tummelte sich vorm Boot, um die Koeder zu erhaschen. Und dann sollten wir zu denen ins Wasser huepfen. Das haben wir dann auch gemacht. Unter Wasser hab ich meinen Augen kaum getraut: die Haie und grosse Stachelrochen, die aussahen als ob sie unter Wasser floegen, sowie hunderte anderer silberner und bunter Fische flitzten um uns herum und die Haie und Rochen haben wir sogar angefasst. Voellig verrueckt! Ein total surreales Erlebnis!
Beim dritten Stop gab es dann filigranere Korallen und kleinere, noch buntere Fische und Meerestiere zu sehen. Die waren zwar nicht ganz so bunt, wie ich sie aus Thailand in Erinnerung habe, aber trotzdem sehr huebsch. Ein Abenteuer der Superlative!

Abends musste ich dann leider feststellen, dass meine Kreditkarte weg ist! Da sie das Einzige ist, was verschwunden ist, gehe ich davon aus, dass ich sie im Automaten in Belize City steckengelassen habe. Also versuchten wir, von der winzigen Polizeistation auf der Insel, die sogar ausnahsweise mal geoeffnet hatte, die Polizei in Belize zu erreichen. Nach einer Stunde konnte aber immer noch keine Verbindung hergestellt werden, also versuchten wir es auf eigene Faust in der Telefonzelle. Das war auch nicht erfolgreich. Die Karte liess ich also per Mail sperren und warte jetzt immer noch zitternd auf die naechste Kreditkartenabrechnung. :(

Dienstag, 4. Mai 2010

Rio Dulce und Tikal

...und der Schreibmarathon geht weiter:
Auf der Fahrt nach Rio Dulce haben wir mal wieder Bekanntschaft mit einem Israeli gemacht und ein Gespraech ueber den obligatorischen 3-jaehrigen Armeedienst dort gefuehrt. Ich finde es immer wieder total heftig, die Bitterkeit -ich will nicht sagen den Hass- in ihren Augen zu sehen, wenn sie darueber sprechen. Die Einblicke in die Leben der Israelis sind immer sehr interessant.

In einem Boot ging es in Rio Dulce zu unserem Hostel, das direkt am Fluss lag. Es gab leider sehr viel Stechviehzeug. Den Tag liessen wir ausklingen, indem wir in der Naehe noch ein bisschen auf einer Badeplattform rumhingen.
Am naechsten Tag wurden wir vom Boot abgeholt. Eine Stunde lang sammelten wir weitere Leute ein und dann ging's erstmal tanken...macht ja viel mehr Spass, wenn alle dabei zugucken, ne! Danach konnte die Flussfahrt nach Livingston endlich losgehen. Auf der 2-std. Fahrt sahen wir Dschungel, Seerosen, Mangroven, viele Pelikane, Kormorane und die wunderschoenen Silberreiher mit ihren langen, schleierartigen Federn.
Livingston war klein. Mit den vielen Schwarzen hatte es einen Karibikflair. Wir assen die lokale Spezialitaet "tapado"- eine Meeresfruechtesuppe, die aber mal sowas von Meeresfruechte war: es fanden sich darin 2 ganze Fische, ein Krebs, Garnelen, Tintenfisch und massenhaft Muscheln. Das Essen an sich war eine riesengrosse Sauerei, aber sehr lecker. Abends uebergab sich Malte dann ungefaehr 12 Mal und ich bekam Duennpfiff...hat sich die Sache also richtig gelohnt!

Tags darauf ging es nach Flores, wobei Malte schoen die Aussenseite des Busses vollgereihert hat. Flores war ueberraschend nett mit vielen Restaurants direkt am See.
Von dort aus machten wir einen Tagesausflug zu den Maya-Ruinen von Tikal. Sie liegen im Dschungel und sind sehr gross; es gibt erstaunlich viele und sie sind verhaeltnismaessig gut erhalten. Der hoechste Tempelturm ist 64 m hoch. Erbaut wurde das Ganze von 700 v. Chr. bis 200 n. Chr. Die Koenige hiessen sowas wie "Koenig Grosse Jaguartatze" oder "Herrscher Schokolade". In der Anlage sahen wir auch noch Bruellaffen, einen bunt schillernden Truthahn und Ameisenbaeren.
Die Touris und laermenden Kinder machten es einem nicht gerade leichter, sich gedanklich ins Maya-Reich zurueckzuversetzen.
Zurueck in Flores beobachteten wir den bomben Sonnenuntergang: ein roter Feuerball versank hinter einer Insel im See und tauchte das tuerkisblaue Wasser in rosa Licht.

Am naechsten Morgen ging's ab nach Belize!